Tino Böttcher
Ich bin das Kind eines alkoholkranken Vaters. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich diesen Satz sagen konnte, ohne mich dafür zu schämen. Im Grunde hat mein Vater getrunken, seit ich denken kann. Und bis ins junge Erwachsenenalter dachte ich: Wenn jemand von seiner Sucht erfährt, hält man mich und meine Familie für asozial. Hätte meine Familie eher verstanden, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, vielleicht wäre vieles anders gelaufen: Vielleicht hätten sich meine Eltern nicht getrennt. Vielleicht hätte mein Vater nicht seinen Führerschein verloren und danach seine Arbeit. Vielleicht wäre er jetzt noch am Leben. Es ist mühsam, darüber zu spekulieren. Aber mit Sicherheit hätte ich mich selbst besser vor der Alkoholsucht meines Vaters schützen können. Denn auch ich litt unter seiner Krankheit. Zumindest psychisch. Ich war viele Jahre in einer klassischen Co-Abhängigkeit.
Inzwischen habe ich gelernt, viel selbstbewusster mit diesem Teil meiner Vergangenheit umzugehen. Aber ich hätte mir gewünscht, früher von Hilfsangeboten für Familien alkoholkranker Menschen erfahren zu haben. Deshalb bin ich froh und stolz, künftig den Förderverein für Drogenhilfe e.V. als Schirmherr unterstützen zu dürfen. Weil die Angebote des Vereins suchtkranken Menschen Möglichkeiten aufzeigen, aus ihrer Abhängigkeit herauszufinden, weil hier auch Angehörige Unterstützung finden und weil die Mitlieder des Vereins wichtige Präventionsarbeit leisten.
Tino Böttcher
geb.: 25. Februar 1983 im sächsischen Lichtenstein
Studium Medienkultur in Weimar
Fernseh-Moderator für die Sendungen MDR
SACHSENSPIEGEL, MDR UM 2 und SPORT IM OSTEN
Klaus Hinze
Wenn es um suchterkrankte Menschen geht, begegnen mir im Alltag häufig Worte wie "Penner!", "... selber schuld!", "... asozialer Typ" oder "Hoffnungsloser Fall!" Noch immer sind solche Vorurteile und Feindbilder gesellschaftsfähig. Sie sind kein guter Nährboden für Menschen, die Veränderung brauchen. Der Förderverein des ZfD setzt sich mit Projekten dafür ein, dass sich solche Bilder und Einstellungen verändern und Menschen mit Suchtproblemen Chancen zur Veränderung erhalten. Die Arbeit des Fördervereins mit Geld oder ehrenamtlich mit Zeit zu unterstützen ist für alle ein Gewinn.
Klaus Hinze, Leiter des Zentrums für Drogenhilfe 2005 bis 2013